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Ein paar Worte zum Stipendium

Nachdem ich in “Warum China?” schon geschrieben habe, dass meine Chinareise von der Krupp-Stiftung und der Studienstiftung gefördert wird, möchte ich heute ein paar Worte über das Stipendium schreiben.
Das Stipendium wird jedes Jahr an 10 Studierende vergeben. Das Studienfach spielt dabei keine Rolle (man darf nur nicht Sinologie im Hauptfach studieren). Das Auswahlverfahren findet in zwei Stufen statt; um erfolgreich zu sein, sollte man etwas Interesse (an China), ein bisschen gute Laune und eine große Portion Glück haben.

Die erste Bewerbungsstufe ist eine schriftliche Bewerbung. Außer den üblichen Dingen (Zeugnisse, Lebenslauf, …) wird hier nach den bisherigen Chinesisch-Kenntnissen gefragt und eine kurze Begründung erwartet, warum einen China interessiert. Bei letzterem ist es sicherlich hilfreich, wenn man in irgendeiner Weise schon mit China in Berührung gekommen ist, wobei es auf keinen Fall wichtig ist, schon mal dort gewesen zu sein. Genauso wie es eigentlich nicht darauf ankommt, ob man schon angefangen hat, die Sprache zu lernen oder nicht. Wichtig ist meiner Meinung nach vor allem, dass man glaubhaft versichern kann, dass man auf jeden Fall Chinesisch lernen möchte - auch wenn man das Stipendium nicht bekommt; das liegt daran, dass das Ziel des Programms wohl ist, dass möglichst viele der Stipendiaten auch später noch möglichst viel mit China zu tun haben (ist eigentlich auch sinnvoll, denn sonst lohnt sich diese spezielle Förderung gar nicht …).

Wenn man dann also Glück hat, wird man zu einem dreiwöchigen Intensiv-Sprachkurs an der Universität Trier eingeladen für den alleine sich die Bewerbung schon gelohnt hat. Zwar ist Intensivkurs tatsächlich der richtige Ausdruck für täglich sechs Stunden Unterricht mit einem anschließenden zweistündigen Vortrag (manchmal auch Taiji-Kurs). Dafür gibt es für 30 Leute vier verschiedene Stufen, so dass die Lerngruppen recht klein sind und man entsprechend die Möglichkeit hat, sehr viel zu lernen in diesen drei Wochen. Die Lehrer sind (bis auf eine Ausnahme) alle Muttersprachler, so dass man sich auch ganz gut an den echten Sprachklang gewöhnen kann (sofern man bei Chinesisch überhaupt von einem solchen sprechen kann).
Am Ende dieses ersten Sprachkurses in Trier werden benotet Klausuren geschrieben, die ein - wenn auch sehr kleiner - Teil der Auswahlkriterien für die endgültige Auswahl sind. Weil aber nur gute Noten vergeben werden, ist das aber eigentlich eher von Vorteil, weil man mit dem Zeugnis, das man erhält, bei anderen Stipendien (z.B. beim DAAD) sicherlich Eindruck schinden kann, wenn man bei diesem Stipendium kein Glück hat. Und die minimalen Unterschiede in den Noten werden am Ende kaum über Stipendium bekommen oder nicht entscheiden.

Wenn man also die erste Hürde genommen und den Sprachkurs hinter sich gebracht hat, gibt es im Herbst (bei uns war’s Ende November) für jeden zwei persönliche Gespräche mit jeweils zwei Leuten. Die Gesprächspartner sind bunt gemischt (Studienstiftung, Krupp-Stiftung, Sinologen, …), kennen sich aber meistens nicht schlecht mit China aus. Wie immer bei solchen Gesprächen kann man nicht vorher sagen, was man wissen muss. Günstig ist natürlich immer, wenn man sich ein wenig mit China oder wenigstens mit einem bestimmten Gebiet, das mit China zu tun hat, auskennt. Im Vorfeld wurde uns auch nahe gelegt, Bücher über China zu lesen. Dass das alles nicht unbedingt notwendig ist, kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, weil ich aus Zeitmangel überhaupt nichts gelesen habe (außer Zeitung …).
Ich bin davon überzeugt, dass man insbesondere Glück haben muss, dass man einen guten Tag hat, keine Fragen gestellt bekommt, die einen aus dem Konzept bringen und dass man persönlich gut mit den Gesprächspartnern zurecht kommt. Ich denke, dass dann vor allem wichtig ist, dass man immer ehrlich antwortet - dann kann man sich schon nicht in Widersprüchen verstricken. Zudem sollte man versuchen, immer einen kühlen Kopf zu bewahren, sich nicht durch blöde Sprüche oder Fragen durcheinanderbringen lassen (die sind meistens nur ein Test, wie man reagiert) und sich auch nicht scheuen andere Ansichten zu vertreten wie die “Prüfer” (so professionell sind sicherlich alle, dass sie nicht nach der Meinung, sondern mehr nach Argumenten bewerten).

Wer kein Glück hatte bei den persönlichen Gesprächen kann sich ja auch um ein anderes Stipendium bewerben (manchmal ist es sogar günstig, sich schon vorher beim DAAD o.ä. zu bewerben). Die glücklichen Gewinner der einjährigen Chinareise dürfen sich auf einen weiteren dreiwöchigen Intensivkurs in Trier (im März) freuen und bekommen danach Einzelunterricht in ihrer Heimatstadt finanziert. Im August gibt’s dann noch einmal eine Woche Sprachvorbereitung für die erste Zeit in China (Wohnung suchen, Konto eröffnen, …). Und danach geht’s ab ins Abenteuer. :)

Jetzt hab ich doch viel mehr geschrieben als ich wollte. Wer noch Fragen hat, kann die gerne stellen; entweder per Mail über’s Kontaktformular (dann gibt’s eine persönliche Antwort) oder direkt als Kommentar (dann haben alle was von der Antwort ;) ). Außerdem kann ich dann noch ein anderes Blog über unser Jahr in China empfehlen, in dem das Stipendium etwas objektiver und ausführlicher beschrieben wird … 

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