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Keine Zeit

Jedesmal, wenn ich an meinen Blog und meine ehemaligen Versprechungen denke, dann hab ich schon ein schlechtes Gewissen. Aber irgendwie sind dann andere Dinge doch oft wichtiger. Deshalb möchte ich mich offiziell von meinem Vorhaben distanzieren, oft in den Blog zu schreiben ;). Trotzdem hier gleich mal wieder ein kleiner Überblick über die letzte Zeit und ein klitzekleiner Ausblick auf die kommende.
Neben der kurzen Reise nach Wuxi (letzter Blogeintrag) habe ich in der gleichen Woche noch eine zweite Kurzreise unternommen. Allerdings ging’s diesmal in die entgegengesetzte Richtung, also nach Westen. Mit einigen koreanischen, japanischen und deutschen Mitstudenten bin ich in die Nähe des Huang Shan gefahren, wo wir im Herbst letzten Jahres schon einmal waren. Weil wir genügend Leute waren, konnten wir uns sogar einen eigenen Bus mit Fahrer und Reiseführer mieten. Der Nachteil einer solchen Reise ist dann aber, dass es richtig chinesisch wird. Das bedeutet, dass man erst lange im Bus sitzt, um bei der Sehenswürdigkeit (auf den Schildern in ganz China steht dann “Scenic Spot”) schnell auszusteigen, in den Genuss einer Rundführung zu kommen, bei der man erzählt bekommt, an welchen Punkten man auf jeden Fall nicht versäumen sollte, ein Foto von sich bzw. ein Gruppenfoto zu machen, und am Schluss wieder schnell weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit zu fahren.
Weil aber die Sehenswürdigkeiten - wie vieles hier in China - nicht ganz direkt nebeneinander liegen und auch weil weder Straße noch Auto zu den besten ihrer Sorte zählen, ist man dann doch eine ganze Zeit unterwegs. Zwischendurch gibt’s sogar das im Preis inbegriffene Essen. Das ist sogar genießbar, auch wenn in dem Restaurant, wo man gerade isst noch etwa tausend (keine Übertreibung!! - hier haben nämlich auch die Restaurants andere Dimensionen ;)) andere Reisende genau das gleiche Menü bekommen, das man selbst auch auf dem Tisch hat ;). Am Ende der Reise “besichtigt” man dann eine Straße, in der man so ziemlich alles kaufen kann, was sich für den gemeinen Chinesen als Souvenir eignet (Tee, Kekse, Spielzeug, Kruscht, nochmal Kruscht und jede Menge Tonfiguren, Kalligraphie-Sets, Kalligraphien, alles, was Krach macht und nochmal eine Menge anderer Dinge, die man zu Hause sinnlos rumstehen lassen kann, natürlich nicht ohne jedem Gast stolz zu erzählen, dass man das von dieser Reise mitgebracht hat).
Die richtigen Sehenswürdigkeiten waren aber dann doch ganz interessant: in erster Linie waren das zwei Dörfer, die noch etwa so erhalten waren, wie vor hundert bis zweihundert Jahren. Für europäische Verhältnisse ist es zwar vielleicht nichts Besonderes, ein zweihundertjähriges Haus zu sehen, aber hier in China ist das nicht unbedingt der Normalfall. Und wahrscheinlich werden die allerwenigsten der jetzt gebauten Häuser die nächsten zweihundert (bzw. 50) Jahre überstehen ;). Nanjing ist entsprechend auch enorm stolz auf seine Stadtmauer, die noch an ziemlich vielen Stellen steht und immerhin 600 Jahre alt ist …
Alles in allem hat sich’s aber auf jeden Fall gelohnt, weil man erstens eine richtig chinesische Reise einfach mal mitgemacht haben sollte und weil zweitens die gemeinsamen Unternehmungen mit den Koreanern und Japanern meistens sehr spaßig sind.

Jetzt muss ich allerdings auch schon wieder schluss machen, weil es hier schon drei Uhr (nachts) ist. Wir waren vorher noch bis halb eins beim Bowling spielen (ab elf ist’s billiger ;)) und gerade hab ich noch mit meiner Ayako (das ist meine Mitbewohnerin) ein Eis gegessen und über einen zwanzig Euro-Schein diskutiert, den ich vor kurzem gegen chinesisches Geld eingetauscht hab, weil jemand kurz vor dem Heimflug noch ein wenig Geld gefehlt hat ;). Und morgen machen wir ab halb neun einen Ausflug mit unserer Klasse (bzw. eigentlich gehen glaub ich die meisten anderen Klassen auch mit): es geht zum Erdbeerenpflücken. Mal schauen, wie das wird. Zum einen können die Erdbeeren eigentlich fast nix kosten, wenn man sie selbst pflückt (sie sind ja schon gepflückt total billig ;)) und zum anderen hielt sich in den letzten Tagen hartnäckig das Gerücht, dass die Erdbeeren hier in der Umgebung (und speziell an dem Ort, wo wir hinfahren) alle schon gepflückt sind und man deshalb nur das Dorf anschauen könne ;). Aber weil ich natürlich mal wieder nicht mehr weiß als den Treffpunkt und die Zeit, werde ich mich einfach mal überraschen lassen, was draus wird. Und außerdem soll das Dorf sogar auch ohne Erdbeeren eine Reise wert sein ;).
Gute Nacht!

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